
Wird man ordentlich geboren oder kann man das lernen?
Nach einer kleinen Selbstanalyse habe ich entdeckt, daß zwei Persönlichkeiten in mir wohnen.
Die erste, nennen wir sie mal A ist faul, unorganisiert, chaotisch und unbeholfen. Wenn Sie die Oberhand hat scheint der Haushalt ein Schlachtfeld. Der Kaufrausch ist ihr Lieblingssport.
Die zweite, logischerweise B, ist dagegen ordentlich, strukturiert und hasst unnötige Dinge um sich anzuhäufen. Wenn B an der Macht ist verschwindet die Unordnung und die Schränke räumen sich quasi von alleine auf. Die Küche ist penibel aufgeräumt und der Inhalt ist katalogisiert.
Diese beiden Persönlichkeiten leben normalerweise friedlich nebeneinander.Sie wechseln sich ab undstehen sozusagen im Gleichgewicht.
Ich erinnere mich zum Beispiel an die Einkäufe als Teenager mit meinen Schwestern auf einem phantastischen, riesigen und bunten Flohmarkt, den alle immer den amerikanischen Markt nannten. Stundenlang durchwühlten wir die unzähligen auf der Suche nach verborgenen Schätzen Kleider mit Spitze und Lamé, Schlaghosen und Blusen mit bunten Blumenmotiven und kehrten normalerweise erfolgreich mit riesigen Tüten voller Beute nach Hause. Viele dieser Sachen fristeten ein von da ab unbeachtetes Dasein und füllten allen Ecken der Zimmer. In einem meiner Anfälle von Ordnungsliebe, als P. Und G. bei unserer Oma in Ferien waren, dachte ich mir „Hey, was ist das hier für ein CHAOS?“ und bewaffnet mit großen Müllsäcken machte ich mich daran einen Großteil der angesammelten Schätze zu entsorgen, ja stimmt, ohne Skrupel. Das schöne daran war, als sie zurück kamen bemerkten sie gar nichts (ihr verzeiht mir, nicht wahr?).
Natürlich sind A und B auch bei manchen Dingen einer Meinung: heimkommen und im Bad die nassen Handtücher zusammen mit den schmutzigen Kleidern der Kinder (natürlich spreche ich hier rein abstrakt und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig) auf dem Boden zu finden; in der Küche das benutzte Geschirr treibt mich in den Wahnsinn, macht mir vor allem miese Laune. Wer wäre da nicht genervt?
Mit der Zeit und wachsender Lebenserfahrung wurde B meine dominierende Persönlichkeit, aber ohne die Exzesse der Jugend. Ein Umzug hilft gegen die Unordnung da man sich zwangsläufig von Unnötigem trennen muß. Bei manchen Sachen fällt es mir schwer sie einfach wegzuwerfen, dafür nehme ich mir später Zeit. Der ganze Rest; weg damit. Verschenken, verkaufen wegwerfen. Welche eine Befriedigung.
Das heißt nicht, daß ich eine Perfektionistin bin. Im Gegenteil, wenn ich Besuch erwarte und schnell aufräumen muß, dann verschwindet alles mit einem Wisch in der Schublade darunter, und da bleibt es auch. Mit Bankauszügen stehe ich auf dem Kriegsfuß. Ab in die Schublade. In Order? Nein danke. Ich bin eben nicht perfekt.
Die Lehre des Feng Shui sagt, daß alles man alles was ein Jahr nicht benutzt wurde auch nicht mehr braucht. Das Alte muß weg um Neuem Platz zu machen. Sich alter Kleider, Ideen oder Projekte zu entledigen befreit einem von einer enormen Last, von den Ketten die uns davon abhalten weiter zu kommen. Es gibt viele Bücher über das Thema, so zum Beispiel das der japanischen Autorin Marie Kondo „Magic Cleaning“ das alle Bestsellerlisten der Welt erobert hat.
Hier ein paar meiner einfachen Regeln, welche mir helfen Ordnung zu halten:
- Weniger besitzen ist die Geheimwaffe. Regelmäßig überprüfen ob wir wirklich alles brauchen.
- Kurze Wege: Papierkorb neben den Schreibtisch. Prozesse optimieren, so ist es einfacher.
- Ähnliche Dinge nicht im ganzen Haus verteilen. Mützen und Schals sind alle in einem Korb, alle ungelesene Briefe in einem Stapel.
- Unordnung vermeiden: wenn wir die ganze Woche Kleider auf einem Stuhl stapeln, haben wir Samstags erst mal schlechte Laune. Will man das?
- Karton beschriften mit Datum, alles reinwerfen was nicht gebraucht wird. Nach einem Jahr wird den Karton unbesehen weggeworfen!
Und jetzt, ab auf die Arbeit!
Foto Credit: Sebastian Wiertz via Flickr